Obermarkt 8
Mitten in Görlitz
 

Die Geschichte des Obermarkt 8

Eine frühe Erwähnung eines Gebäudes am heutigen Obermarkt 8 findet sich in einem alten Geschossbuch der Stadt Görlitz aus dem Jahr 1500. Eigentümer des vierbierigen Hauses war ein gewisser Lorentz Fritsche der damit das Recht besaß viermal im Jahr Bier zu brauen. Darüber hinaus sind diverse Steuern für zum Beispiel Feuerstellen oder Tische aufgeführt. Auch ein Mieter, ein gewisser Herr Peter Speck, wird erwähnt. https://edoc.hu-berlin.de/bitstream/handle/18452/20271/Goerlitzer-Geschossbuch.pdf?sequence=4&isAllowed=y





Auf einem Kupferstich von Daniel Petzold ist erkennbar, dass die Häuser am Obermarkt um 1714 noch giebelständig waren.
Abb. 1: Kupferstich von Daniel Petzold, 1714



Die einstige giebelständige Gestalt des Hauses Obermarkt 8 blieb bis Anfang des 19. Jahrhunderts erhalten. Die vorliegende Abzeichnung (Abb. 2) aus dem Jahr 1796 weißt auf eine Bauzeit um 1540 hin: Gut erkennbar ist der markante, hohe Straßengiebel, sowie die Renaissancepforte. Das alte Gebäude wurde laut Richard Jechts Geschichte der Stadt Görlitz 1830/31 abgerissen.
Abb. 2: Abzeichnung Obermarkt 7, 8, 9 und 10; nach der Originalzeichnung von Johann Gottfried Schultz, 1796
„Bauliche Neuerungen konzentrierten sich nach 1815 auf Ordnung und Sauberkeit, das hieß zeitweilig mehr Abbruch als Neubau. Die reich verzierten Giebel auf der Südseite des Obermarktes wurden niedergerissen oder wichen nüchternen Zweckformen“, ist in Ernst-Heinz Lempers historischer Topographie zu lesen. Weiter heißt es: „Entscheidend für das Altstadtbild wurde der Wechsel vom Repräsentativbau zum reinen Zweckbau, d.h. zum Mietshaus.“ Das Haus Obermarkt 8 ist ein frühes Beispiel für diesen Wandel.
Nach dem Abriss 1830/31 wurde das Gebäude in der heutigen Form - in spätklassizistischer / biedermeierlicher Art und Weise - neu errichtet.



Abb. 3: Foto Straßenfassade, vermutlich um 1900

Ab 1830 betrieb Christoph-Lüders - der Begründer des Görlitzer Wagonbaus - sein Wagenbaugeschäft im Gebäude, das er 1849 in die Brunnenstraße verlegte.
1839 wurde der Gasthof zum Preußischem Hof eingerichtet, wo am 21./22. Juli 1855 der spätere Kaiser Wilhelm I. übernachtete. Hierzu wurde später eine Gedenktafel aus Stein angefertigt, welche mittlerweile gesichert wurde.
Von 1870 - 1945 ist das Haus im Besitz des Weinhändlers Julius Neubauer und seiner Erben. Julius Neubauer ist der Ururgroßvater von Arndt Neubauer, dem heutigen Eigentümer. In der Durchfahrt des Objekts erinnert ein Schriftzug an den damaligen Weinhandel (Abb. 3). Auch dieses Zeitdokument wurde bereits durch den Eigentümer gesichert und soll im Rahmen der Sanierung konserviert werden.
Abb. 4: Schriftzug in Durchfahrt, Foto Sandro Kühn, 2020
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Objekt enteignet und als Lederfabrik und Flüchtlingsunterkunft genutzt.


an dieser Stelle werden zukünftig Dokumente zur Geschichte des Hauses veröffentlicht. Haben Sie Bilder, Postkarten oder Fakten, gerne erfahre ich mehr. geschichte@obermarkt8.de